Auf Grund notwendiger nachhaltiger Bauweise bei Sanierungen und Neubauten in vielen unserer Häuser kommt es durch den Einsatz von energetisch effizienten Baustoffen, auch immer häufiger zu Empfangsproblemen mobiler internetfähiger Endgeräte wie beispielsweise Smartphones oder Netbooks. Aber gerade die rasante Entwicklung der mobilen Endgeräte und die damit verbundenen Möglichkeiten machen das WEB 2.0 immer wichtiger für die Veranstaltungen in unseren Häusern. Die ständige Erreichbarkeit vieler Teilnehmer von MICE Veranstaltungen ist meist ein Muss und zunehmend ist das Internet in Form von Wissenstransfer, Apps zu den Veranstaltungen und Interaktiven Veranstaltungsformaten nicht mehr weg zu denken. Gleichzeitig kann in Zeiten des Klimawandels nicht auf Nachhaltigkeit bei der Gebäudesanierung und Neubauten verzichtet werden. Es stellt sich nun die Frage, welche Möglichkeiten hat eine Veranstaltungsstätte um unabhängig von externen Sendemasten den Empfang in den Veranstaltungsräumen sicher zu stellen. Hierzu befragen wir Nils Jakoby, den Geschäftsführer des Congress und Convention Center Filderhalle und gleichzeitig Mitglied des Vorstandes der degefest und zuständig für den technischen Support.
Herr Jakoby, welchen Hintergrund haben Sie, und sind Ihnen die beschrieben Probleme bekannt?
Ich habe meine Laufbahn als Veranstaltungstechniker begonnen und bin über ein späteres Wirtschaftsstudium in die Position der Geschäftsführung gekommen. Das Interesse an der Technik und vor allem an neuen technischen Innovationen habe ich mir bis heute erhalten. So beschäftigen wir uns bereits seit über vier Jahren mit den Möglichkeiten, die uns Internettools bieten, um die Kommunikationsmöglichkeiten vor, während und nach den Veranstaltungen für unsere Kunden zu verbessern. Ein sehr guter mobiler Telefon- und Internet Empfang ist hierfür unbedingt notwendig.
Die Problematik von Empfangsproblemen in unseren Häusern ist mir vertraut. Zum einen, weil wir in der Filderhalle aktuell den Bestand sanieren, zum anderen, weil wir zusätzlich einen Neubau mit der Größe von 600 Quadratmetern erhalten durften. Gerade im Neubau haben wir durch metallbedampfte Dreifachverglasungen und ein mit Aluminium abgedichtetes Dach einen sehr schlechten Empfang der externen Sendemasten der unterschiedlichen Provider. Weiter kann es auch zu Problemen bei größeren Veranstaltungen mit vielen Teilnehmern kommen, weil die Sendemasten nur eine begrenzte Anzahl von mobilen Endgeräten versorgen können.
Wie gehen Sie mit der Problematik um und welche Lösungsansätze gibt es allgemein?
Baulich lassen sich auf Grund der energetisch wichtigen Vorgaben wenig bis kaum Empfangsverbesserungen realisieren. Also müssen technische Lösungsansätze den Empfangsverlust kompensieren.
In der Filderhalle haben wir uns für ein leistungsfähiges internes WLAN-System entschieden. Die benötigten Datenmengen für die Verbindung mit der Außenwelt garantiert uns ein Provider, der taggenau die benötigte Up- und Download Datenmenge zur Verfügung stellt. Die maximale Kapazität liegt bei 10 Gigabit pro Sekunde.
Allgemein gibt es nach meiner Einschätzung zwei Lösungsansätze um den Empfang im Haus zu gewährleisten. Einmal das oben beschriebene WLAN-System und zum anderen eine hausinterne Installation der Telefonanbieter. Dabei wird sozusagen der externe Sendemast mit Hilfe von zusätzlicher Hardware (Mobilfunk-Repeater) ins Haus geholt.
Wie sehen die Vor- und Nachteile der jeweiligen Lösung aus?
Beim internen WLAN liegt der Nachteil darin, dass nicht alle Telefonanbieter WLAN Telefonie zulassen. Das bedeutet auf Daten kann zugegriffen werden, aber manche Besucher können unter Umständen weiterhin nicht telefonieren. Die interne WLAN-Technologie besteht aus vielen einzelnen Komponenten, die idealerweise fehlerfrei miteinander kommunizieren. Hier treten aber häufig Fehler auf, dann ist es wichtig, dass geschultes Personal im Haus ist, oder schnell auf einen externen Dienstleister zugegriffen werden kann. Die Hardware muss aufeinander abgestimmt sein. Alle notwendigen Komponenten (Server, Firewall, Acces-Points…) müssen die gewünschte Datenrate und Anzahl der maximal möglichen Endgeräte verarbeiten können. Ist in der Kette ein Gerät dabei, welches zu schwach ausgelegt ist, kann ein Flaschenhals entstehen. Eine professionelle Planung ist deshalb empfehlenswert.
Die Lösung mit internen Repeatern von den jeweiligen Telefonanbietern ist hardwaretechnisch und auch softwaretechnisch einfacher. Der Provider stellt die Technik zur Verfügung und ist für die Funktionsfähigkeit verantwortlich. Allerdings laufen die bindenden Verträge meist sehr lange (10 Jahre). Ein weiterer Nachteil ist, dass die Hardware erstmal nur für alle Telefonverträge des jeweiligen Providers funktioniert. Es gibt zwar die Möglichkeit andere Anbieter über ein sogenanntes Koppelfeld einzubinden, aber die Systemhoheit liegt bei dem Provider, der die Installation vorgenommen hat. Eine Ablehnung anderer Anbieter durch den Hauptprovider ist möglich. Ebenfalls nicht möglich ist der Aufbau eigener hausinternen Netze, z.B. zur Steuerung von Haus- und Veranstaltungstechnik.
Mit welchen Investitionen muss man rechnen?
Das kommt ganz auf die Größe der Veranstaltungsstätte an. Bei beiden Lösungen kommen schnell fünfstellige Investitionssummen zustande. Beim internen WLAN sollte auf Grund sich schnell entwickelnder Computertechnik alle zwei bis drei Jahre nachinvestiert werden. Bei einem Vertrag mit einem Telefondienstanbieter sind die Updatekosten meist enthalten.
Nils Jakoby ist Geschäftsführer der Filderhalle Leinfelden-Echterdingen GmbH und Vorstandsmitglied des degefest für den Fachbereich Event-Support.