2011 wechselte Stefan Luppold von einer Karlsruher Hochschule an die DHBW Ravensburg. Ein Dutzend produktive Jahre als Leiter des Studiengangs „BWL – Messe-, Kongress- und Eventmanagement“ liegen hinter ihm; jetzt, im Alter von 64 Jahren, wird er diese Funktion nicht fortführen und sich auf andere Aufgaben konzentrieren.
Anlass für uns, ein Gespräch mit ihm zu führen:
12 Jahre als Studiengangsleiter – amtsmüde geworden?
Ganz im Gegenteil. Aber ein tolles Team wartet auf die Person, die übernehmen wird. Und ich kann noch für mindestens drei Jahre begleiten. Gibt es eine bessere Möglichkeit, um für einen so erfolgreichen Studiengang die Nachfolge zu organisieren?
Stimmt es, dass Sie in diesen Jahren 24 Bücher geschrieben haben?
Ja und nein. Von mir sind, in ganz unterschiedlichen Rollen – als Mitautor, Herausgeber etc. – in diesem Zeitraum tatsächlich 24 Bücher erschienen. Aber geschrieben habe ich meist gemeinsam mit anderen Expertinnen und Experten. Die zu finden, auszuwählen und zu motivieren war jedoch auch ein ordentliches Stück Arbeit.
Was sind die drei wichtigsten Fachbücher aus diesem „Luppold-Kanon“?
Schwer, hier eine Bedeutungszuschreibung vorzunehmen. Das größte Projekt war das „Praxishandbuch Kongress-, Tagungs- und Konferenzmanagement“, das ich gemeinsam mit meinem Freund Claus Bühnert herausgebe. Es ist das Standardwerk für diesen Wirtschaftsbereich und schließt eine Lücke, die uns beide sehr motiviert hat. Diese Motivation war auch notwendig: von der ersten Idee bis zum fertigen Exemplar mit über 800 Seiten hat es fünf Jahre gedauert!
Und daneben?
Das „Handbuch Messe-, Kongress- und Eventmanagement“ habe ich zusammen mit zwei Kollegen der DHBW Mannheim herausgegeben. Es ist inzwischen schon in einer zweiten Auflage erschienen und neben der Bedeutung als Nachschlagewerk für die Veranstaltungswirtschaft auch ein Zeichen dafür, wie man bei uns an der Hochschule standortübergreifend arbeiten kann.
Nennen Sie noch ein drittes Buch?
Einverstanden. Während Corona entstand „Ehrliche Events“, das ich gemeinsam mit Christian Münch geschrieben habe. Wir konnten uns pandemiebedingt nur online treffen, arbeiteten mit einem sogenannten „Shared Document“ und hatten eine ideale Rollenverteilung: Christian als einer unserer Ehemaligen, mit eigener erfolgreicher Agentur und 20 Jahren Praxis – und ich als Professor mit internationaler Erfahrung und vielen verschiedenen Publikationen.
Inwiefern internationale Erfahrungen?
Vor meiner Zeit an der Hochschule habe ich zwei Jahrzehnte in der Veranstaltungswirtschaft gearbeitet – zunächst national, dann auch in vielen europäischen Ländern und in Südafrika. Noch heute bin ich dankbar für die Erlebnisse und Erkenntnisse aus vielen spannenden Projekten.
Und dann nur noch Ravensburg?
Nein! Unsere dualen Partnerunternehmen sind ja bundesweit zu finden, ebenso die Branchenverbände, bei denen ich mich engagiere. Aber auch der Austausch mit unseren Hochschulpartnern war mir immer wichtig; so war ich viele Jahre als Gastprofessor in Shanghai – oder zu Vorlesungen und Vorträgen in Estland, Lettland und den Niederlanden.
Auch schon in diesem Jahr?
Tatsächlich durfte ich die DHBW im Frühjahr bei unserer Partnerhochschule in Dänemark vertreten und reiste gemeinsam mit einer Kollegin und einem Kollegen zu Vorträgen und Gesprächen nach Namibia. Gleich zwei tolle Hochschulen haben wir dort, beide in der Hauptstadt Windhoek.
Also auch die Kooperation innerhalb der DHBW Ravensburg?
Auf jeden Fall! Gerade wenn es um Forschung geht ist die Zusammenarbeit ein Erfolgsgarant. Wir hatten mit „Income“ ein von der EU finanziertes mehrjähriges Projekt, bei dem wir ein Team aus Professorinnen und Professoren, Vertretern des International Office und aus dem Kreis unserer Lehrbeauftragten stellen. Auch wenn das sehr viel zusätzliche Arbeit war: wir konnten als Gruppe ein exzellentes Ergebnis erzielen und daneben den anderen Beteiligten – fünf Hochschulen aus Europa waren mit von der Partie – zeigen, wie bei uns die Verzahnung von akademischer Theorie und fachlicher Praxis funktioniert.
Und neben Lehre und Forschung?
Noch mehr Lehre – ab und zu als Professor an der „Kinder-Uni“. Diese Aufgabe bietet eine andere Art von Herausforderung: 10- bis 12-Jährigen zu erklären, was wissenschaftliches Arbeiten ist oder weshalb Events ein gutes Kommunikationsinstrument sind. Faszinierend für mich immer wieder, mit welcher Lust und Leidenschaft die jungen Schülerinnen und Schüler bei der Sache sind.
Wird es jetzt, ohne die Aufgabe als Studiengangsleiter, ruhiger?
Vermutlich nicht – weshalb auch. Ich wurde gerade in den Örtlichen Senat gewählt, worüber ich mich sehr freue. Als Vertreter der DHBW bin ich bei unserem Studentenwerk „Seezeit“ engagiert. Und bei der IGVW, unter deren Dach 15 Verbände aus der Veranstaltungswirtschaft zusammenarbeiten, bin ich an der Konzeption einer Bildungs-Strategie beteiligt.
Und gibt es neue Ideen?
Vielleicht der Aufbau einer „Event-Mediathek“ gemeinsam mit Freunden anderer Hochschulen. Wir haben eine Menge an interessanten Beiträgen aus Forschung und Praxis, die wir zusammentragen und bereitstellen können. Ich habe vor zehn Jahren sogenannte „Plauderstündchen“ eingeführt und wirklich tolle Menschen aus der Veranstaltungswelt nach Ravensburg holen können. Das ist wohl nicht mehr zeitgemäß, aus verschiedenen Gründen. Aber deren Beiträge als Konserve abrufbar zu machen könnte funktionieren. Und, das habe ich gemeinsam mit Alumni diskutiert, regelmäßige „Experience Journeys“ zur Aktualisierung von Fachwissen. Wir haben da draußen so viele Ehemalige, die uns an interessanten Orten etwas über Markenerlebniswelten oder Special Event Locations erzählen können.
Bei all dem: bleibt da noch Zeit für private Hobbys?
Schon, wenn auch reduziert. Ich interessiere mich sehr für Kunst und habe das Glück, mit einer Bildhauerin verheiratet zu sein.